Bienenstörungen und Neonicotinoide – CST Studie – Abschlußbericht

Multifaktorielle Studie über Bienenstörungen.

Bienenstörungen und Imidacloprid (Neonicotinoid) als Beizmittel für Saatgut (Gaucho®) in Frankreich


  1. erster Teil der Studie
  2. zweiter Teil der Studie
  3. dritter Teil der Studie
  4. vierter Teil der Studie
  5. fünfter Teil der Studie – Anhang X: Antworten von Bayer auf die Fragen von Anhang IX

Das Ministerium für Landwirtschaft, Ernährung, Fischerei und landwirtschaftliche Belange (Frankreich) hat im Januar 1999 und im Februar 2001 erneut beschlossen, das Vorsorgeprinzip anzuwenden, um den Warnungen der Bienenzüchter angesichts des massiven Rückgangs der französischen Bienenvölker Rechnung zu tragen und hat die Verwendung von Gaucho für das Beizen von Sonnenblumensaat ausgesetzt.

 Als eine der Begleitmaßnahmen hat das Ministerium die Einsetzung eines Wissenschaftlichen und Technischen Ausschusses (Comité Scientifique et Technique) beschlossen, mit dem Auftrag eine multifaktorielle Studie über Bienenstörungen zu leiten. Dieser Ausschuss wurde unter dem gemeinsamen Vorsitz der Professoren Marzin und Rault im Juni 2001 eingesetzt und hat seine Arbeit im Oktober 2001 aufgenommen.

hier die Schlussfolgerung der wissenschaftlichen Arbeit:

Bei unserm derzeitigen Wissensstand gemäß der zur Evaluierung der Exposition entwickelten Szenarien und gemäß der für die Evaluierung der Gefahren ausgewählten Unsicherheitsfaktoren sind die sich ergebenden Verhältnisse PEC/PNEC besorgniserregend. Sie stimmen mit den Feldbeobachtungen überein, welche von den zahlreichen Bienenzüchtern in den Gebieten mit Großkulturen (Mais, Sonnenblumen) bezüglich der Sterblichkeit der Sammlerinnen (Szenario 4), ihrem Aussterben, ihren Verhaltensstörungen und bestimmten Sterblichkeitsraten im Winter (Szenario 5).

Infolgedessen führt die Saatgutbeizung bei Sonnenblumen mit Gaucho® zu einem signifikanten Risiko für die Bienen verschiedener Altersstufen, mit Ausnahme der Sammlerinnen, da sie bei der Herstellung der Hosen Pollen einnehmen (Szenario 3).

Was die Saatgutmittelbeizung von Mais angeht, so beläuft sich das Verhältnis PEC/PNEC wie bei Sonnenblumen als besorgniserregend im Rahmen des Pollenverbrauchs durch die Ammen, was zu einer höheren Sterblichkeitsrate bei diesen führen könnte und zum Teil eine Erklärung für die Schwächung der Bienenpopulation sein könnte, welche trotz des Verbots von Gaucho® bei Sonneblumen beobachtet wurde.

Schließlich, aufgrund der Tatsache, dass andere Faktoren zur Schwächung der Bienenkolonien beitragen können, ist es angebracht, dass die Untersuchungen hinsichtlich der Häufigkeit, der Mechanismen und der Gründe für diese Symptome weiterbetrieben werden.

Angesichts der relativ umfangreichen Aufgabe und in Anbetracht der sehr großen Meinungsverschiedenheiten in der Sache, haben die Sachverständigen als eine der vorrangigen Orientierungen die Durchführung einer umfangreichen Inventur der wissenschaftlichen und technischen Kenntnisse über verschiedene Aspekte des Problems festgelegt: 1. Gaucho und sein aktiver Wirkstoff Imidacloprid im Hinblick auf seine Toxizität, Gefährlichkeit für die Umwelt, Einflüsse auf den Stoffwechsel usw. 2. Tatsächlich beobachtete Bienenstörungen (Vergiftungen, Viruserkrankungen, Parasitenbefall usw.). 3. Schicksal der Beizmittel im Laufe des Wachstums und der Blüte der Pflanzen (insbesondere im Nektar und in den Pollen) sowie im Boden, 4. Genetische Veränderungen an Sonnenblumen und insbesondere hinsichtlich der Art der Bestäubung, 5. Reale Umweltdaten darüber, ob ein Rückgang beim Nektarertrag in ganz Frankreich vorliegt oder nicht.

Diese Inventur und bibliographische Arbeit wurde einer so genannten „metrologischen“ Untergruppe übertragen. Parallel dazu hat der Ausschuss eine Untergruppe „Netzwerk“ eingesetzt, um zwei Arten von Beobachtungen anzustellen: – für das Jahr 2002 ein erstes Netzwerk für Alarm und Information namens „Ré.SATA“, dessen Aufgabe einfach darin besteht, das Auftreten der Vergiftungen auf dem französischen Territorium räumlich und zeitlich einzuordnen, – ab dem Jahre 2003, ein Netzwerk für die multifaktorielle Analyse, das sich eingehender mit der Beschaffenheit und mit den Ursachen der realen Störungen bei den Bienen an mehreren Punkten innerhalb des Territoriums zu befassen.

Gegenstand des vorliegenden Berichts ist die Darlegung der Schlussfolgerungen der Untergruppe für Metrologie. Angesichts des Umfangs der Arbeiten und um Verzettelungen zu vermeiden, zu denen eine zentrifugale Analyse einer Vielzahl von Parametern führen kann, hat sich die Gruppe vorrangig darum bemüht, den Aspekt zu untersuchen, der der Entscheidung des Ministeriums anfänglich zu Grunde gelegen hat, d.h. die eventuelle Rolle von Gaucho und Imidacloprid bei den früher beobachteten Störungen. Es versteht sich von selbst, dass diese Herangehensweise, die sich auf das anfängliche Phänomen konzentriert, auf weitere Faktoren ausgedehnt wird, d.h. auf andere Pflanzenschutzmittel, die Kombination ihrer Auswirkungen auf Krankheitsbilder, besondere landwirtschaftliche Praktiken, schlechte Praktiken in der Landwirtschaft usw.

  1. erster Teil der Studie
  2. zweiter Teil der Studie
  3. dritter Teil der Studie
  4. vierter Teil der Studie
  5. fünfter Teil der Studie – Anhang X: Antworten von Bayer auf die Fragen von Anhang IX

 

Zusammenfassung

Angesichts des Umfangs der Arbeiten und um Verzettelungen zu vermeiden, zu denen eine zentrifugale Analyse einer Vielzahl von Parametern führen kann, hat sich die Gruppe vorrangig darum bemüht, den Aspekt zu untersuchen, der der Entscheidung des Ministeriums anfänglich zu Grunde gelegen hat, d.h. die eventuelle Rolle von Gaucho und Imidacloprid bei den früher beobachteten Störungen. Der vorliegende Bericht zieht eine Bilanz des gegenwärtigen Standes der Kenntnisse über Gefahren in Verbindung mit dem Einsatz von Imidacloprid als Beizmittel für Sonnenblumensaat und Mais und für die Bienen. Er legt die Schlussfolgerungen der Untergruppe für Metrologie dar, die von allen Mitgliedern des CST bestätigt worden sind. Die Gliederung folgt dem klassischen Plan einer Evaluierung von Umweltrisiken mit Unterscheidung zwischen der Analyse der Risikoaussetzung und der Analyse der Auswirkungen.

Angesichts der Probleme, die anlässlich der Validierung der verschiedenen Daten aufgetreten sind, wurde in diesen Bericht schließlich ein Kapitel „Empfehlungen“ aufgenommen, um die Aussagekraft späterer Studien zu verbessern.

Es versteht sich von selbst, dass diese Herangehensweise, die sich auf das anfängliche Phänomen konzentriert, auf weitere Faktoren ausgedehnt wird, d.h. auf andere Pflanzenschutzmittel, die Kombination ihrer Auswirkungen auf Krankheitsbilder, besondere landwirtschaftliche Praktiken, schlechte Praktiken in der Landwirtschaft usw.

Inhaltsverzeichnis

  • 1 Präambel
  • 2 Zusammenfassung
  • 3 Erster Teil: Imidacloprid und Metaboliten
    • 3.1 Liste der erfassten Berichte und Veröffentlichungen über Störungen bei Bienen
    • 3.2 Angaben zu den physikalisch-chemischen Eigenschaften
    • 3.3 Daten über die Aussetzung
      • 3.3.1 Mengenbestimmung im Pollen
      • 3.3.2 Mengenbestimmungen im Nektar
      • 3.3.3 Mengenbestimmung im Erdreich
      • 3.3.4 Mengenbestimmung in den Pflanzen
      • 3.3.5 Imidaclopridmengen, die in den Bienenstock eingetragen werden
      • 3.3.6 Imidaclopridmengen in den übrigen „Produkten des Bienenstocks“
    • 3.4 Toxizitätsdaten in Verbindung mit dem Einsatz von Imidacloprid
      • 3.4.1 Mortalität infolge einer einzigen Verabreichung von aktiver Substanz (akute Toxizität)
      • 3.4.2 Mortalität infolge der wiederholten Verabreichung von aktiver Substanz (chronische Toxizität)
      • 3.4.3 Subletale Effekte
  • 4 Zweiter Teil: Bewertung der Risiken
    • 4.1 Szenarien der Exposition von Bienen für die Bewertung der Intoxikationsrisiken
    • 4.2 Bewertung der Risiken
      • 4.2.1 Bewertung der Exposition (PEC)
      • 4.2.2 Bewertung der Auswirkungen (PNEC)
    • 4.3 Schlussfolgerungen für die Einschätzung des Risikos
  • 5 Dritter Teil: Empfehlung für die Erfassung der Daten, die während der Risikobewertung gefehlt haben.

 

Erster Teil: Imidacloprid und Metaboliten

Liste der erfassten Berichte und Veröffentlichungen über Störungen bei Bienen

In diesem Absatz werden die Dokumente dargelegt, die sich mit Daten über die Aussetzung und Toxizität befassen und die Grundlage für die bibliographische Analyse bilden: • 245 Studienberichte oder zugeordnete Dokumente, die von der Direction Générale de l’Alimentation zur Verfügung gestellt worden sind, • 93 Dokumente aus der wissenschaftlichen und technischen Literatur.

 

Angaben zu den physikalisch-chemischen Eigenschaften

Die wichtigsten physikalisch-chemischen, toxikologischen und ökologischen Daten zum Wirkstoff Imidacloprid sind in diesem Kapitel zusammengefasst.

 

Daten über die Aussetzung

Dieser Absatz befasst sich mit der Analyse der Daten über die Aussetzung, Mengenbestimmung im Pollen, Nektar, Erdreich und in der Pflanze und mit der Validierung dieser Daten. Die Daten wurden fünfzehn Studien entnommen, die in staatlichen oder privaten französischen und europäischen Labors angestellt worden sind.

Mengenbestimmung im Pollen

Die Validierung der Daten ermöglicht die Schlussfolgerung, dass das Niveau der Rückstände von Imidacloprid in den Pollen von Sonnenblumen, deren Saatgut mit Gaucho behandelt worden ist, im Durchschnitt 3,3 ppb beträgt, während es in den Pollen der Pollenfallen von Bienenstöcken in der Umgebung von Sonnenblumenfeldern im Durchschnitt 2,2 ppb beträgt. Soweit es die Mengenbestimmungen in Maispollen betrifft, zeigen die validierten Daten durchschnittliche Imidaclopridgehalte von 0,75 und 3,5 ppb bei den Pollen aus den Blüten bzw. in den Pollenfallen der Bienenstöcke. In Anbetracht der Veränderungen bei den Aktivitäten des Bienenvolks, die durch den Einsatz von Pollenfallen herbeigeführt werden können, werden nur die Mengenbestimmungen von Imidacloprid in den Blütenpollen als repräsentativ für die Imidaclopridmengen herangezogen, die in das Bienenvolk eingehen. Der Wert von 3,3 ppb wird daher für die Aussetzungsszenarien und für die Bewertung der Risiken in Verbindung mit dem Einsatz von Imidacloprid für das Beizen von Sonnenblumensaat herangezogen, und für die Risiken in Verbindung mit dem Einsatz von Imidacloprid für das Beizen von Maissaat wird der Wert von 3,5 ppb herangezogen.

Mengenbestimmungen im Nektar

Die Analyse der Untersuchungsberichte validiert nur eine einzige Studie, die zeigt, dass das Niveau der Rückstände im Nektar von Sonnenblumen, deren Saatgut mit Gaucho behandelt worden ist, bei 1,9 ppb liegt. Die übrigen Studien entsprechen nicht den Validierungskriterien (wenig spezifische Methode, hohe Quantifizierungsgrenze oder geringe Anzahl von Stichproben).

Mengenbestimmung im Erdreich

Imidacloprid wird in den Böden, auf denen im Vorjahr mit Gaucho behandelte Sonnenblumen angebaut worden sind, in einer durchschnittlichen Menge von 10,25 ppb festgestellt. Im darauffolgenden Jahr nehmen die Imidaclopridmengen ab und betragen im Durchschnitt 4,4 ppb. Auf Grund einer mangelhaften Kontrolle der Stichprobenentnahme ist es jedoch nicht möglich, über einen Zeitraum von mehr als einem Jahr Rückschlüsse zu ziehen.

Mengenbestimmung in den Pflanzen

Die Analyse der Untersuchungsberichte validiert wegen einer mangelhaften Kontrolle der Stichprobenentnahme nur eine einzige Studie und auch diese nur teilweise. Hinweishalber wurde ein durchschnittlicher Gehalt von 4,6 ppb Imidacloprid in Sonnenblumen, die im Jahr der Stichprobenentnahme mit Gaucho behandelt worden sind, durch Zusammenfassung der verschiedenen Stichproben aus Blättern, Stängeln und Blütenständen errechnet. Soweit es mit Gaucho behandelten Mais betrifft, betragen die Imidaclopridgehalte in den verschiedenen Pflanzenteilen jeweils 3,7, 3 und 7,5 ppb in den Blättern und Stängeln zusammen, in den männlichen Teilen und Rispen.

Imidaclopridmengen, die in den Bienenstock eingetragen werden

In diesem Abschnitt haben wir zunächst einmal die theoretischen Gesamtmengen an Imidacloprid berechnet, die durch kontaminierten Pollen und Nektar in den Bienenstock eingetragen werden. Beim Sonnenblumenpollen, umgerechnet auf die Jahresmenge und den Bienenstock, kann diese Menge zwischen 0,84 µg und 50 µg variieren. Beim Sonnenblumennektar können wir anhand der einzigen validierten Studie eine Menge zwischen 133 µg bis zu 266 µg veranschlagen. Imidacloprid kann auch durch Maispollen in unterschiedlichen Mengen zwischen 0,04 µg und 66 µg in den Bienenstock eingetragen werden.

Imidaclopridmengen in den übrigen „Produkten des Bienenstocks“

Zurzeit verfügen wir über keinerlei Daten in bezug auf die Mengenbestimmung von Imidaclopridrückständen in Gelee Royal, Larvenfuttersaft, Bienenbrot, Wachs usw.

 

Toxizitätsdaten in Verbindung mit dem Einsatz von Imidacloprid

Der dritte Teil befasst sich mit der Analyse der Auswirkungen von Imidacloprid auf die Bienen mit Untersuchung der Ergebnisse aus den Versuchen über akute, chronische und subletale Toxizität. Die verfügbaren Ergebnisse werden sodann vom CST validiert oder für ungültig erklärt.

Mortalität infolge einer einzigen Verabreichung von aktiver Substanz (akute Toxizität)

Die Ergebnisse der akuten Toxizität auf oralem Wege für Imidacloprid stammen aus standardisierten Versuchsprotokollen und zeigen Ergebnisse, die mit denen der LD50 übereinstimmen und reichen von 4 ng bis zu 71 ng Imidacloprid je Biene. Alle verfügbaren Studien werden validiert. Soweit es die Ergebnisse der akuten Toxizität auf topischem Wege betrifft, erhalten wir Werte für die DL50 von 6,7 ng bis zu 242 mg Imidacloprid je Biene.

Olefin und Hydroxyimidacloprid als Metaboliten des Imidacloprids besitzen ebenfalls eine Toxizität bei Verabreichung auf oralem Wege. Olefin besitzt eine DL50 zwischen 28 und > 35,7 ng aktiver Substanz pro Biene, Hydroxyimidacloprid besitzt eine DL50 von 153 bis 258 ng aktiver Substanz pro Biene. Die übrigen Metaboliten (6-Chlornikotinsäure, Dihydroxyimidacloprid, Harnstoffderivat und Guanidin) besitzen keine besondere Toxizität (DL50 > 1000 ng aktive Substanz pro Biene).

Mortalität infolge der wiederholten Verabreichung von aktiver Substanz (chronische Toxizität)

Die Studien über die chronische Toxizität von Imidacloprid und seine Metaboliten zeigen unterschiedliche Ergebnisse, die zum Teil auf eine erhebliche Heterogenität der Protokolle zurückzuführen sind, die die Studien untereinander nur wenig vergleichbar und schwer validierbar machen. Nur 2 Studien über die Vergiftung durch wiederholte Verabreichung von Imidacloprid auf oralem Wege wurden validiert. Die eine ergibt eine DL50 von 12 pg/Biene im Laufe von 10 Tagen (Suchail, 2001), die andere zu einer NOEC von 1700 pg/Biene/10 Tage (Decourtye, 2000). Die Studien, die sich auf die chronische Intoxikation auf oralem Wege durch die Metaboliten von Imidacloprid beziehen, ergeben ebenfalls abweichende Ergebnisse mit einer DL50 von 12 pg/Biene im Verlauf von 10 Tagen für alle Metaboliten, oder einer NOEC zwischen 2740 und 8000 pg/Biene im Verlauf von 10 Tagen für ein Harnstoffderivat und 6-Chlornikotinsäure.

Subletale Effekte

Zahlreiche Studien haben sich mit den subletalen Effekten beschäftigt. Sie sind sehr vielfältig und heterogen. Sie haben die subletalen Auswirkungen im Labor, in Flugkäfigen und im Tunnel oder auf dem freien Feld untersucht. Im Labor ergeben die validierten Daten für die akute, orale Toxizität eine NOEC von 940 pg Imidacloprid/Biene bei der motorischen Koordination und den Knockdown-Effekt. Bei einer Vergiftung durch wiederholte orale Verabreichung von Imidacloprid beträgt die NOEC 200 pg Imidacloprid/Biene im Laufe von 10 Tagen für den Rüsselstreckreflex. Bei den Daten über die akute Intoxikation auf topischem Wege erhalten wir eine LOEC von 1000 pg Imidacloprid pro Biene. Es wurden keine Daten über die Intoxikation durch wiederholte Verabreichung von Imidacloprid auf topischem Weg validiert. Die Verabreichung der Metaboliten von Imidacloprid in einer einzigen Dosis auf oralem Wege führt zu höheren NOEC von 1200 bis 700 pg an aktiver Substanz je Biene.

Die validierten Studien im Flugkäfig und unter Tunneln ergeben infolge von Intoxikationen durch wiederholte Verabreichung von aktiven Substanzen auf oralem Wege eine LOEC von 75 pg Imidacloprid/Biene und Hydroxyimidacloprid/Biene und von 20 pg Olefin/Biene bei den Auswirkungen auf die „Frequentierung des Futterautomaten und die Dauer der Nahrungsaufnahme“. Wenn Imidacloprid oder Olefin in einem Futtergeber auf freiem Feld ausgegeben wird, zeigen die Ergebnisse der Intoxikation durch wiederholte Aufnahme der aktiven Substanz NOEC von 250 ng Imidacloprid/Biene bei allen beobachteten Verhaltensitems und eine NOEC von 250 ng Imidacloprid/Biene bei den Bienentänzen.

Zweiter Teil: Bewertung der Risiken

Szenarien der Exposition von Bienen für die Bewertung der Intoxikationsrisiken

Wir haben fünf Szenarien vorgeschlagen, die den verschiedenen möglichen Arten der Intoxikation (orale oder topische Intoxikation) in den verschiedenen Lebensstadien der Biene (Larven, Ammenbienen, Feldbienen) durch Pollen (Szenarien 1, 2, 3), Nektar oder Honig (Szenarien 3, 4 und 5) entsprechen, sei es infolge eines unmittelbaren Konsums oder infolge eines verzögerten Konsums.

Bewertung der Risiken

Die Bewertung der Risiken besteht darin, eine vorhergesagte Expositionskonzentration, gemeinhin bezeichnet als „PEC“ (Predicted Environmental Concentration) mit einer vorgesehenen Konzentration zu vergleichen, die keine Auswirkungen auf die Umweltorganismen hat und auch als „PNEC“ (Predicted No Effect Concentration) bezeichnet wird. Ein Risiko ist dann gegeben, wenn der geschätzte Wert der PEC höher ist als derjenige der PNEC. Die Bewertung der Risiken für Bienen in Verbindung mit dem Einsatz von Imidacloprid für das Beizen von Saatgut erfolgte anhand des Verfahrens für „neue und vorhandene chemische Substanzen“, das im Rahmen der Verordnungen für neue und vorhandene chemische Substanzen entwickelt worden ist (Richtlinie 67/548). Die pflanzenschutzbezogene Herangehensweise, die im Rahmen der Verordnungen für Pflanzenschutzmittel (Richtlinie 91/414) entwickelt worden ist, kann im Falle der Beizung von Saatgut nicht herangezogen werden, weil sie auf dem Begriff der Dosis pro Hektar beruht, die in unserem Falle keinen Sinn ergibt.

Bewertung der Exposition (PEC)

– Beim Szenarium 1 (Ernährung der Larven) und in Erwägung der Tatsache, dass der Zucker, aus dem der Larvenfuttersaft besteht, in vollem Umfang aus dem gesammelten Nektar hervorgeht, wurde die Menge an Imidacloprid, die von einer Larve im Laufe von 5 Tagen aufgenommen wird, auf 1,1 bis 87 pg geschätzt, wobei diese Menge vom Prozentsatz der Kontamination des aufgenommenen Sonnenblumennektars abhängt. Im übrigen wurde davon ausgegangen, dass die aufgenommene Pollenmenge angesichts der Gesamtmenge an Futter, die von der Larve aufgenommen wird, zu vernachlässigen ist.

– Beim Szenarium 2 (Verzehr von Pollen durch die Ammenbienen) wurde davon ausgegangen, dass bei einer absoluten Stabilität des Imidacloprid anlässlich der Lagerung des Pollens im Bienenstock die von den Bienen aufgenommene Menge an Imidacloprid sowohl vom Prozentsatz des von ihr aufgenommenen kontaminierten Pollens, als auch von der Imidaclopridkonzentration in diesem Pollen abhängt. Sie würde zwischen 40 pg und 180 pg pro Biene (schlimmster, wenig anzunehmender Fall) betragen, wenn die Ammenbiene Sonnenblumenpollen verzehrt, und zwischen 43 pg und 168 pg, wenn Maispollen verzehrt wird. Anzumerken ist, dass sich diese Ammenbienen auch vergiften können, wenn sie kontaminierten Honig verzehren (Szenarium 5).

– Beim Szenarium 3 (Aufnahme von Pollen durch die Feldbienen) wurde der Anteil an Pollen, der von den Feldbienen bei der Herstellung von Pollenkugeln aufgenommen wird, willkürlich auf 1% festgelegt. In diesem Fall schwankt die aufgenommene Menge an Imidacloprid zwischen 3,3 und 15 pg pro Biene beim Sonnenblumenpollen und zwischen 3,5 und 16 pg beim Maispollen. Wegen der Blütentreue der Bienen wird der Prozentsatz an aufgenommenem, kontaminiertem Pollen je nach Behandlung der Felder 0 oder 100% (ohne Gaucho oder mit Gaucho) betragen. Diese Feldbienen können sich auch durch den Verzehr von Honig zum Speichern der notwendigen Energie für ihren Flug vergiften (Szenarium 4).

– Beim Szenarium 4 (Verzehr von Nektar durch die Feldbienen) hängt die Menge an Imidacloprid vom Prozentsatz an kontaminiertem Sonnenblumennektar ab, den die Biene aufnimmt, um die notwendige Flugenergie zu liefern, und von der Imidaclopridkonzentration in diesem Sonnenblumennektar. Wenn man die durchschnittliche tägliche Flugzeit mit 12 Stunden veranschlagt, nimmt die Nektarsammlerin zwischen 131 pg und 655 pg Imidacloprid pro Biene auf.

– Beim Szenarium 5 (Verzehr von Reservehonig durch die Arbeitsbienen im Stock für die Wärmeregulierung) wurde von einer absoluten Stabilität des Imidacloprids bei der Umwandlung von Nektar in Honig ausgegangen. In diesem Falle hängt die Imidaclopridmenge, die von den Bienen aufgenommen wird, von dem von ihnen aufgenommen Prozentsatz an kontaminiertem Honig und von der Imidaclopridkonzentration in diesem Honig ab. Wenn man von einem Verzehr von 0,2 bis 0,8 g Honig pro Biene ausgeht, um eine Temperatur von 15°C im Mittelpunkt des Bienenstocks und von 5°C am Rand des Bienenstocks zu halten, schwankt die pro Biene aufgenommene Menge an Imidacloprid zwischen 190 und 3800 pg, je nach dem Prozentsatz an kontaminiertem Sonnenblumennektar, der für die Produktion des Honigs verwendet worden ist.

Bewertung der Auswirkungen (PNEC)

Die PNEC wird entweder anhand der Daten über die akute Intoxikation bewertet, die uns vorliegen, oder anhand der Daten über die chronische Intoxikation, oder anhand der Daten über die subletale Toxizität unter Heranziehung eines Unsicherheitsfaktors, der von Fall zu Fall festgelegt wird. Dieser Faktor berücksichtigt die folgenden Unsicherheiten: – die Schwankungen innerhalb und außerhalb des Labors, – die Extrapolierung der Daten über die kurzfristige und langfristige Toxizität, – die Extrapolierung des Labors im freien Feld.

Die Anpassung der Herangehensweise für „neue und vorhandene chemische Substanzen“ an die spezifischen Fälle in Gestalt der Exposition von Bienen anhand der unterschiedlichen Intoxikationsdaten haben zu den Schätzungen geführt, die in der nachstehenden Tabelle enthalten sind: Tabelle 6.2.jpg

Schlussfolgerungen für die Einschätzung des Risikos

Die Verhältnisse zwischen PEC und PNEC, die anhand dieser Szenarien festgestellt worden sind, sind in der nachstehenden Tabelle angegeben: Tabelle 7.jpg
* erhaltenes Verhältnis anhand der Daten von Suchail (Extremfall)

Beim gegenwärtigen Stand unserer Kenntnisse und je nach den entwickelten Szenarien für die Bewertung der Exposition und den gewählten Unsicherheitsfaktoren für die Bewertung der Gefahren, sind die erhaltenen Verhältnisse zwischen PEC und PNEC besorgniserregend. Sie stimmen mit den Beobachtungen vor Ort überein, die von zahlreichen Imkern in Gebieten mit hoher landwirtschaftlicher Nutzung (Mais, Sonnenblumen) bezüglich der Mortalität der Feldbienen (Szenarium 4), ihr Verschwinden, ihre Verhaltensstörungen und bestimmte Mortalitäten im Winter (Szenarium 5) gemacht worden sind. Infolge dessen führt das Beizen von Sonnenblumensaat mit Gaucho® zu einem signifikanten Risiko für Bienen unterschiedlichen Alters, mit Ausnahme der Aufnahme von Pollen durch die Feldbienen bei der Herstellung von Pollenkugeln (Szenarium 3). Was das Beizen von Maissaat mit Gaucho® betrifft, erweist sich das Verhältnis zwischen PEC und PNEC – wie bei den Sonnenblumen – als besorgniserregend im Rahmen des Verzehrs von Pollen durch die Ammenbienen, was zu einer erhöhten Mortalität bei ihnen führen könnte und ein Faktor sein könnte, um die Schwächung der Bienenvölker zu erklären, die trotz des Verbots von Gaucho® bei Sonnenblumen noch immer zu beobachten ist. In Anbetracht der Tatsache, dass weitere Faktoren zur Schwächung der Bienenvölker beitragen können, ist außerdem angezeigt, dass die Untersuchungen in bezug auf die Häufigkeit, die Mechanismen und die Ursachen dieser Symptome fortgesetzt werden.

Dritter Teil: Empfehlung für die Erfassung der Daten, die während der Risikobewertung gefehlt haben.

Empfehlungen

Diese Kapitel befasst sich mit: – den verschiedenen Problemen, die bei der Validierung der Daten aufgetreten sind (mangelhafte Kontrolle der Stichprobenentnahme, zu hohe Grenzen der Messbarkeit und Quantifizierung, nicht standardisierte Protokolle für die Untersuchung der Toxizität usw. – den fehlenden Daten: Mengenbestimmung der Rückstände in den verschiedenen Produkten des Bienenstocks, wobei die wichtigsten Honig, Larvenfuttersaft und Bienenbrot sind; Daten über die Stabilität von Imidacloprid in Pollen, Nektar und Honig im Laufe der Lagerung im Bienenstock, Daten über die Toxizität bei Larven und Ammenbienen.

Und schließlich wird eine Reihe von Vorschlägen gemacht, um die aufgetretenen Probleme zu beheben. Diese Vorschläge könnten auch anlässlich von Untersuchungen über andere Pflanzenschutzwirkstoffe Anwendung finden.

Notwendige Arbeiten für die Vervollständigung der multifaktoriellen Untersuchung

Der Bericht muss schrittweise um die zukünftigen Arbeiten der Mitglieder der Untergruppe Metrologie des CST angereichert werden. Dabei wird es um folgende Aspekte gehen:

  • Durchführung einer Risikobewertung gleichen Typs, wie sie beim Imidacloprid, in bezug auf Fipronil angestellt worden ist.
  • Analyse der übrigen Faktoren, die an den Bienenverlusten beteiligt sind (Krankheiten, Praktiken der Imker und Landwirte, genetische Varietäten bei den angebauten und behandelten Pflanzen, Einfluss der Terpene usw.) in enger Zusammenarbeit mit der Untergruppe Netzwerk.
  • Inventur der Störungen bei Bienen, die in den anderen Ländern festgestellt worden sind.Autoren
    C. Doucet-PersoneniMP. HalmF. TouffetA. RortaisG. Arnold

    Centre d’Etudes et de Recherches Sur le Médicament de Normandie

    Universität Caen, 5 Rue Vaubénard

    14032 Caen Cedex

    Laboratoire Populations, Génétique et Evolution

    CNRS, 91198 Gif-sur-Yvette

     

    Mitglieder des CST

    Vorsitzende
    D. Marzin: Institut Pasteur, Lille
    S. Rault: CERMN, Universität Caen
    G.Arnold CNRS
    M. Aubert AFSSA
    J.M. Barbançon FNOSAD
    C. Doucet-Personeni CERMN, Universtität Caen
    B. Declercq DGCCRF
    P. Deschamps Cabinet Paracelse
    J.P. Faucon AFSSA
    F. Lagarde CETIOM
    M.P. Halm CERMN, Universität Caen
    M. Le Béchec FNOSAD
    J.P. Carlier DGAL/SDSPA, Ministerium für Landwirtschaft, Fischerei und landwirtschaftliche Belange
    A. Rortais CERMN, Universität Caen
    M. Sanaa ENVA
    J.N. Tasei INRA
    E. Thybaud INERIS
    F. Touffet CERMN, Universität Caen
    P. Vasseur CSE, Universität Metz

     

    Schriftführer bei den Sitzungen

    D. Poujeaux Ministerium für Landwirtschaft, Fischerei und landwirtschaftliche Belange