Varroaresistenzzucht im Vergleich – Deutschland / USA

Varroaresistenzzucht
Deutschland im Vergleich mit den USA

Die Varroaresistenzzucht stellt nun für uns einen gangbaren und erfolgversprechenden Weg dar. Das Imkersystems von Ed&Dee Lusby, mit kleinzelligen Bienen, stellt für uns eine Grundlage dar, die es den Bienen ermöglicht, sich aktiv gegen die Varroamilben zur Wehr zu setzen. Der zusätzliche Einsatz der Zuchtauswahl, nach den Erfahrungen von Harbo, gibt uns die Möglichkeit, die seit 40 Jahren wenig erfolgreiche Varroatoleranzzucht in Europa zum Erfolg zu führen. Die Untersuchungen unserer kleinzelligen Stöcke nach dem VSH (Varroa Sensitive Hygiene) zeigt uns die Mechanissmen auf, wie sich die Bienen gegen die Varroen aktiv zur Wehr setzen. Nun liegt es an uns das im Arbeitskreis in die Realität umzusetzen, denn wir befinden uns nun in der glücklichen Lage über alle nötigen Grundlagen zu verfügen. Wir werden eine Arbeitsgruppe Toleranzzucht in unserem Arbeitskreis begründen und alle die mitarbeiten wollen, sind herzlich dazu eingeladen. :shakehand:

hier können wir darüber diskutieren:
viewtopic.php?f=79&t=390

Erik Österlund beschreibt die Situation der Toleranzzucht und vergleicht die Situation in Deutschland mit der in den USA:
von Erik Österlund
http://www.elgon.es/diary/?p=276

Neulich bekam ich die Zeitschrift Der Imkerfreund 12-2013 in die Hände. In dieser Ausgabe des deutschen Imkermagazins fand ich ein Interview mit dem Wissenschaftler, der ein Varroatoleranzzucht Projekt leitet, bei dem auch andere Imker mitarbeiten. Es handelt sich um ein Projekt das sich schon in fortgeschrittenem Stadium befindet.

Eine deutsche Strategie

In Deutschland gibt es seit ungefähr 40 Jahren die Varroa. Es werden vor allem reine Carnicas und reine Buckfastbienen gezüchtet, mit Hilfe von isolierten Begattungsständen (und künstlicher Besamung). Das hauptsächliche Varroabehandlungskonzept im Süden von Deutschland ist folgendes:

  • April-Juni — Drohnenbrutschneiden und Ableger erstellen
  • Juli — Nach dem schleudern im Juli Behandlung mit Ameisensäure
  • August — Vier Wochen später eine zweite Behandlung mit Ameisensäure
  • September — Die dritte Behandlung mit Ameisensäure wenn der Varroafall nach der 2. Behandlung zu hoch ist.
  • Dezember — Behandlung mit Oxalsäure, träufeln von Zuckerlösung mit Oxalsäure

 

VarroakonceptHessenEn-300x267.jpg
VarroakonceptHessenEn-300×267.jpg (26.76 KiB) 1694-mal betrachtet

Ihr Zuchtprogramm basiert auf zwei Resistenz Parametern: Abtötung durch Nadelstiche eines Quadratdezimeters von Bienenbrut (ähnlich der Tötung der Brut durch einfrieren) und das Messen der Varroa Population während der Saison. Dazu wird nach Merkmalen wie niedrige Schwarmneigung, Sanftmut und gute Honigernte ausgewählt.
Was wurde dadurch erreicht?
Man konnte eine der Sommerbehandlungen mit Ameisensäure überspringen (soweit ich den deutschen Artikel verstehen konnte)

Eine amerikanische Strategie

In den USA gibt es die Varroa nun seit ungefähr 25 Jahren. Einige wenige versuchen reine Rassen zu züchten wie in Deutschland. Es werden künstlich besamte und natürlich begattete Königinnen verwendet. Das Hauptbehandlungskonzept gegen die Varroa ist bei kleineren Imkern auf organische Behandlungsweisen konzentriert (mit Ameisensäre, Thymol, Drohnenschneiden…) und auf Behandlungsfreiheit (miteinbezogen sind kleinere Zellgrößen, Topbar Bienenstöcke). Größere Imkereien greifen meist auf synthetische Akarizide zurück, Ameisensäure, Thymol etc. Die amerikanischen Imker richten ihre Behandlungen vor allem nach Schwellenzählungen der Milben in ihren Stöcken.

Die russischen Bienen aus dem äussersten Osten Russlands, dem Primorski Gebiet, ist ein sehr erfolgreiches Unternehmen und wurde von von der USDA (amerikanisches Landwirtschaftsministerium) entwickelt. Einige Imker haben sich in einer Genossenschaft zusammengeschlossen und betreuen 28 Linien dieser Biene. Diese Stöcke müssen viel weniger als normale Bienen gegen Varroen behandelt werden, jedoch sind sie sehr schwarmfreudig.

Die VSH – Bienen beeinflussen die meisten der Bestrebungen Varroa resistente Bienen zu züchten. Dies sind Bienen verschiedenster Rassen. Darunter findet man die meisten der traditionellen Imker, die keinerlei Behandlungen gegen die Varroamilben bei ihren Stöcken anwenden. Zum Beispiel John Harbo http://www.harbobeeco.com/breeder-queens und Adam Finkelstein, http://www.vpqueenbees.com/breeding.html

HarboBeeCo-300x238.jpg
HarboBeeCo-300×238.jpg (21.15 KiB) 1694-mal betrachtet

HarboBeeCo Carol and John Harbo

Imker aus verschiedenen Staaten begründen Zuchtorganisationen, die von der Regierung unterstützt werden, wie diese: http://mysare.sare.org/mySARE/ProjectRe … y=2012&t=1

Es gibt in Europa Imker die gute Projekte erstellen und auch solche, die ihre Bienen schon nicht mehr gegen die Varroamilben behandeln müssen, aber mit diesem Artikel will ich die Aufmerksamkeit darauf lenken, wie wenig Fortschritt doch mit der oben beschriebenenn Strategie in Deutschalnd erreicht wird und wie gross doch die Errungenschaften des VSH – Züchtens sind, indem man man sich bei der Toleranzzucht zu Beginn nur auf eines konzentriert, nämlich das VSH (Varroa Sensitive Hygiene). Und später kann man dann andere Eigenschaften mit hereinnehmen. Wir müssen da unbedingt was lernen.

Aktuell wurden resistente Bienen nach wenigen Jahren Arbeit erreicht von Harbo and Harris, 1995-98 in USA. Sie begannen mit Überlebensstöcken verschiedenster Herkunft. Der enzige Auslese Parameter auf den sie sich zunächst konzentrierten war das VSH: Varroa Sensitive Hygiene. Zur info gibt es hier mehr Artikel zu VSH. Diese Entwicklung resistenter Bienen muss in allen Regionen, die sich in klimatischen und anderen lokalen Besonderheiten, in Milben und Krankheitserregern unterscheiden, durchgeführt werden und muss als Vorbild dienen.

Es ist jetzt an der Zeit dass Europa die Lehre annimmt und Zuchtprojekte erschafft und in Zusammenarbeit mit den Imkern Zentralbienenstände erstellt, die weit weg sind von anderen Bienen. All diese Bienenstöcke in diesen kleinen Startzonen sind Teil dieses Programms. Eine effektive Möglichkeit der Verwendung von Mitteln der Europäischen Union wäre es solche Projekte zu unterstützen.

—————————————–

dazu schrieb unser Kollege Rüdiger eine Antwort:
Original:
http://www.elgon.es/diary/?p=311

Varroaresistenzzucht: Deutschland versus USA
Als Deutscher muß ich natürlich auf Eriks Beitrag “ Varroaresistenzzucht: Deutschland versus USA“ antworten….:-)
Wenn man Arbeiten im Bereich der Varroaresistenzzucht kommentiert, ist es sicher besser Europa mit den USA zu vergleichen. Andernfalls käme Deutschland zu schlecht weg.

Ich denke der Hauptnachteil für Europa ist, das geförderte, kontinuierlich betriebene Resistenzzuchtprogramme fehlen. In den USA scheinen zumindest 3 solcher Programme schon über längere Zeit zu laufen: Das „Minnesota Hygienic Stock“ program (MNHYG), das „Russian Honey Bee program“ (RHB) und das „Varroa sensitive hygiene (VSH) program“, welche alle nennenswerte Ergebnisse aufweisen. Darüberhinaus gibt es in der USA eine starke und innovative Gruppe nachhaltig arbeitender Imker, wie z.B. Ed und Dee Lusby, Michael Bush, Dennis Murrell u.a., die seit vielen Jahren behandlungsfreie Bienenhaltung praktizieren. Dies haben sie mit lokalen Bienenrassen und ohne irgendein kompliziertes Zuchtprogramm erreicht!!! Ihr Beitrag bezüglich kleinzelliger Bienenhaltung, der Rähmchenorientierung und -abstandes, der Nutzung unkontaminierten Bienenwachses usw. ist nicht nur logisch und inspirierend, sondern funktioniert einfach!

Europa hat natürlich auch staatlich geförderte Varroaresistenzforschung betrieben und konnte zum Verständnis des Infektionsmechanismus der Varroamilbe in den 90-er Jahren beitragen, so z.B. zum Putzverhalten der Bienen (Bienefeld et al. (1999), Aumeier et al. (2001), Thakur et al. (1997)) oder zum hygienischen Verhalten (VSH) (Rosenkranz et al. (1997), Vandame et al (2002)). Allerdings führten diese Aktivitäten nicht, anders als in den USA, zu resistenten Bienenköniginnen, die der Imkerschaft bereitgestellt hätten werden können.

Europäische Bienenzuchtarbeitsgruppen, hier kann ich mich nur auf die deutsche AgT (Arbeitsgemeinsschaft für Toleranzforschung) beziehen http://www.toleranzzucht.de/, versuchen verschiedene interessierte Züchter und Imker zusammenzuführen und in entsprechenden Programmen die Varroatoleranz mit anderen gewünschten Eigenschaften zu verknüpfen. Allerdings scheinen die Verbesserungen hinsichtlich Varroatoleranz bisher gering zu sein.

Allerdings konnte Europa aus meiner Sicht mit Beiträgen einzelner Züchter dennoch punkten. Die Idee bereits Varroa resistente ausländische Bienenrassen für die eigene Zucht zu nutzen, wurde zuerst von Erik Österlund (1989) und John Keyfuss (1993) umgesetzt. Sie kreuzten afrikanische Bienen in die Buckfast bzw. Apis mellifera mellifera. John nutze die tunesiche Rasse Apis mellifera intermissa und Erik Apis mellifera monticola aus Kenia. Die daraus entstandene Elgon ist eine Biene, die keine oder wenig Varroabehandlung mehr benötigt. Dasselbe trifft auf Keyfuss’ Bienen zu, welcher außerdem Verdienste erworben hat, indem er dieses Thema einer breiteren Öffentlichkeit (z.B. World Varroa Challenge) zugänglich gemacht hat.

Dieser Ansatz wurde von Rinderer (RHB) übernommen, der russische Bienen (Primorski) in die USA zu Zuchtzwecken einführte. Durch die seit 200 Jahren andauernde Koexistenz mit der Milbe, sollten bei der Primorskibiene ebenfalls nennenswerte Resistenzmechanismen etabliert worden sein. Dieser Idee folgten Paul Jungels, indem er die Primorski in die Buckfast einkreuzte, als auch Josef Koller, der die reine Primorskibiene weiter zuchttechnisch bearbeitete. Beide konnten in nennenswerten Umfang Königinnen mit sehr gutem Varroaresistenzverhalten an die europäische Imkerschaft ausliefern.

Ein Züchter, der sich der Varroatoleranzzucht einheimischer Rassen (Carnica) verschrieb, ist Alois Wallner aus Österreich http://www.voralpenhonig.at/. Er züchtet seit 1990 Bienen mit verbesserten Putzverhalten, die außerdem Varroen verbeißen, indem sie die Gliedmaßen der Milben mit ihren Mandibeln abtrennen. Der von ihm eingeführte Varroakillerfaktor quantifiziert den Anteil der Varroen, die verbissen wurden. Das Ergebnis sind heuer Carnicabienen mit einem VKF von 100%, also jede aus dem Stock gefalllene Milbe ist verbissen. Zusätzlich exprimieren seine Bienen VSH Verhalten und benötigen so nur wenig oder keine Ameisensäurebehandlung mehr.

Meiner Meinung nach muß ein mutiger europäischer Züchter – Juhani Lunden aus Finnland – hier ebenfalls genannt werden http://www.saunalahti.fi/lunden/varroakertomus.htm.
In einem wahren „brute force“ Ansatz züchtete er varroaresistente Bienen, die seit 2009 nicht mehr behandelt wurden. Er nutzte einen starken Selektionsdruck, um sein Ziel zu erreichen und muß so möglicherweise zunächsteinmal Kompromisse bei Sanftmut und Honigertrag als Zuchtkriterien eingehen.

All diese Anstrengungen sollten in Europa ebenfalls auf eine solide Grundlage gestellt werden. Darüberhinaus sollte sowohl die Verbreitung von Resistenzgenen (z.B. VSH) über entsprechende Königinnen als auch über entsprechende Zuchtprogramme intensiviert werden. Sehr wichtig ist die Verbreitung nachhaltiger Bienenhaltungsprinzipien, welche bei konsequenter Anwendung zu varroaresistenten Bienen führen. Das schließt den Mut ein, keine Varroabehandlung (ohne Krücken) mehr durchzuführen, um ungeeignete Stämme zu erkennen und umzuweiseln. Hier sind viele engagierte Imker in Europa bereits auf dem Weg – siehe auch das Forum von Stephan Braun http://resistantbees.com/ – (Spanien und Deutschland). Europa sollte also Gas geben und die positiven Erfahrungen der Amerikaner nutzen. Dies trifft insbesondere auf den wissenschaftlichen Sektor und geförderte EU Projekte zu.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert