Massiver Varroaeintrag von fremden großzelligen Völkern

Massiver Varroaeintrag durch Räuberei oder zusammenbrechende grosszellige LC Stände in der näheren und weiteren Umgebung.

Untersuchungen von Dr Christian Wurm über Migration und Infektion von kleinzelligen Bienenstöcken, durch Varroamilben von fremden Bienenvölkern in der Nähe seiner Stände. Dr Christian Wurm arbeitet seit 10 Jahren in Österreich mit kleinzelligen Bienen und führt 400 Völker in biologisch zentifizierter Arbeitsweise.

SC = kleine Zelle
LC = grosse Zelle
AS = Ameisensäure
OS = Oxalsäure

Grundsätzlich können wir feststellen, daß das Imkern mit SC (kleinzelligen) -Völkern unter der Bedingung, daß die nächsten LC (großzelligen) -Völker mind. 3 km entfernt sind, funktioniert (Abb1., Tab.1, Tab. 1/2012).

Bei massivem Varroaeintrag im Spätsommer/Herbst durch Räuberei (Tab2/2012) und durch zusammenbrechende LC-Stände (Tab1/2007) sind die SC-Völker absolut überfordert und sie müssen behandelt werden. (Staubzucker, Thymol)

1.) Migration

Wie diese genau stattfindet, können wir noch nicht sagen, aber daß sie stattfindet kann aber so gut wie sicher gelten.

Die Stände Neuhof (NH 1- 4) und Absdorf sind Trocken-Austände mit relativ schwacher Tracht. Außer meinen Völkern gibt es keine weiteren Bienen dort. Daher belegte ich diese Stände gerne mit SC-Völkern.

2009 wurde ein am Aurand befindliches kleines Sonnenblumenfeld (ca. 0,75ha) von einem Wanderimker mit 50 LC-Völkern angewandert. Optisch waren diese Völker in Ordnung; auch varroamäßig dürfte alles im grünen Bereich gelegen sein. Die Sonnenblume honigte aber nicht.

 

Auf dem LC-Stand entstand eine große Unruhe und auch eine „Beißerei“. Nach nur 7 Tagen wanderte der Kollege schnellstens wieder ab.

Was aber varroamäßig in dieser Zeit auf den Neuhofer Ständen passierte, ist in der Abb.1 erkennbar. Es wurde nur eine einmalige OS-Behandlung im Winter durchgeführt.

Die Völker aller 4 Stände konnten von vornherein als varroamäßig einheitlich angesehen werden, da sie im vorigen Winter einheitlich behandelt wurden und bis zu dem erwähnten Ereignis keinen Kontakt mit LC-Völkern hatten.(Entfernungen werden hier und künftig als Luftlinie angegeben)

Erst am Stand NH3 dürfte keine Migration mehr stattgefunden haben.

Der Stand Absdorf hatte 3,7 mal und NH 1 mit einer Entfernung von doch schon 1,2km immer noch 3,4 mal so viele Varroen wie NH 3!

Weitere eindeutige Hinweise auf Migration von Varroen aus LC- zu SC-Völkern sind auf den Tab.1 (Jungvölker/2006) und Tab.1/2012 (Jungvölker 2012) deutlich zu erkennen.

Die einzelnen Daten zu den Ständen sind in den Tabellen angegeben. Obwohl ich beim Standort „Buchinger“ mit Migration rechnen muß, werde ich ihn immer wieder belegen, da er äußerst bienengenehm ist. (Vom Frühjahr bis in den Herbst qualitativ wie quantitativ sehr gute Pollenversorgung und eine durchgehende „Läppertracht“)

Wie oben erwähnt, ist die Neuhofer Au abgesehen von meinen Völkern, bienenfrei.

Außer 1 OS-Behandlung im Winter fanden keine varroareduzierende Maßnahmen statt. Das „R“ vor den Stocknummern am Stand Absdorf/2006 bedeutet „Reservebeute“ (7-Wabenableger, 2-räumig)

Was sagen uns die Zahlen?

In der Zeit von Ende Juni/Anfang Juli bis ca. Mitte Oktober hat sich die Milbenzahl bei den Buchingervölkern gegenüber den Vergleichsvölkern 2006 versiebentfach und 2012 versechsfacht!

Daher: SC-Völker sollten immer mindestens 3 km von LC-Völkern entfernt stehen!!!

2.) Massiver Varroaeintrag im Spätsommer/Herbst

 

a.) Dieser kann durch massive Räuberei zwischen LC- und SC-Völkern ausgelöst werden;

siehe Tab.2/2012

 

Der Stand Lsb2 ist/war mein abgelegenster Stand; hier habe ich auch meine „Überlebenstests“ durchgeführt.

Seit Mitte Sept. 2012 hat in ca. 1,5km ein Imker seine LC-Völker aufgestellt. Deshalb habe ich heuer im Winter eine OS- Behandlung durchgeführt. Ob die vereinzelten höheren Varroazahlen auf Migration (Mitte Sept. bis ca. Mitte Okt) oder auf volksinterne „Varroavermehrungsmechanismen“ zurückzuführen sind, kann ich nicht sagen.

Der Stand Naderer befindet sich im Weinviertel und war bis heuer varroamäßig kein Problemstand. Aber dieses Jahr raubten meine Völker im Spätsommer mal mehr, mal weniger stark. Die beraubten LC-Völker waren ca. 1 km entfernt. Die hiergezeigten Varroaabfälle beruhen nur auf einer OS-Behandlung im Winter.

Die Ende August durchgeführte 1xige AS-Behandlung war als „Feuerwehr“ überlebensnotwendig. Nach dieser habe ich aus Zeitmangel nicht ausgezählt – die Varroaeinlagen waren allerdings „braun“.

 

b.) Die 2. Ursache für massiven Varroaeintrag ist, wenn die SC-Völker von zusammenbrechenden LC-Völkern eingekreist sind.Siehe Tab.1/2007.
Hier habe ich keine Vergleichsstände mehr, denn es waren alle Ständemassiv betroffen.

Trotz vorhergehender sehr guter Tannentracht waren die Völker nach den Einwinterungsarbeiten (Ende August/Anfang Sept.) in traumhaftem Zustand – 2-räumige Zander voll Bienen und ca. 55- 60% hingen noch in den hohen Boden!!
Varroa war minimal, ca. jede 15.-20. Drohnenzelle hatte eine Varroa.
Mehrfachbesetzungen gab es keine.

Ab ca. 20. September brach ein „Varroatsunami“ über sämtliche Völker herein, wie ich es bis dahin noch nie und seither nicht mehr erlebt habe.
Weiters brach dann der deformierte Flügelvirus massivst aus! (das erste Mal seit 1985/86!!)
Im Oktober wurden noch 2 AS-Behandlungen als letzte Rettung durchgeführt.

Die Varroawindeln waren nach jeder Behandlung braun! Zum Zählen bin ich naturgemäß nicht mehr gekommen. Die Varroazahlen der beiden Beispielstände spiegeln nur den Restmilbenbesatz nach der 1xigen OS-Winterbehandlung wider. Ich kann mir gut vorstellen, daß die gesamte Varroabelastung sich zwischen 6000 und10000 Milben bewegte. (AS- und OS-Behandlung zusammen) Und das, obwohl der massive Varroaeintrag erst ab ca.Mitte Sept. begann!!

Bedingt durch den sehr großen Arbeitseinsatz im Spätherbst und Frühwinter konnte ich die Totalverluste mit 8% relativ gering halten, aber die Volksstärke fast aller Völker bei der Auswinterung 2008 war sehr gering. 4-6 Waben Bienen – aber sie l e b t e n !!!
Abgesehen von meinen und die eines Kollegen waren ca 85% der Völker der Ortsgruppe Tulln tot.

Ursache: Fast alle, insbesonders die älteren Imker, saßen einem Betrüger auf. Es wurden „wundersame Pickerl(Aufkleber) “ gegen die Varroa angeboten und verwendet. Auf allen 4 Seiten der Beute, auf dem Deckel und Boden außen mußte ein Pickerl geklebt werden.
Durch die „Energien“, die von diesen Pickerln angeblich ausgingen, sollte die Varroa vertrieben werden.
Kostenpunkt: € 70,-/Volk (Von alle dem hatte ich ja keine Ahnung, da ich nicht in dieser lokalen Imkergruppe, sondern beim Österr.Erwerbsimkerbund organisiert bin!)

Abschließend eine, für mich zwingende Überlegung:
Als ich noch LC -Völker (5,1) hatte, fiel mir die Tragik von Migration, aber vor allem von massivem Varroaeintrag im Spätsommer/Herbst in dieser extremen Form nicht auf. Erst seit ich mit den SC-Völkern imkere und hier besonders seit 2006 wurde mir diese Tatsache voll bewusst.

Zwei Ursachen könnten dafür verantwortlich sein:
1). ab ca. 2004/2005 wurde Apistan bei den konventionellen Imkern unwirksam (Resistenzen) und daher abgesetzt. Es mußten alle Imker – unabhängig vom Ausbildungsgrad und Alter – mit AS, OS und Thymolprodukten zurechtkommen. Und da waren sehr viele überfordert!

2). SC-Völker wirken viel kompakter und robuster als die LC-Völker.
Möglicherweise spüren die LC-Bienen dies und versuchen sich vermehrt bei den SC-Völkern einzubetteln. Unabhängig davon, ob sie aufgenommen werden oder nicht; eine eventuell mitgebrachte Varroa wäre dann schon im SC-Volk.

Ob das so ist, müsste durch wissenschaftliche Versuche geklärt werden.

Es muss uns bei unseren mitteleuropäischen Verhältnissen bezüglich Bienendichte gelingen, Kollegen unserer Umgebung von den Vorzügen der Kleinzeller zu überzeugen, damit wir größere Gebiete mit unseren kleinzelligen Völkern dominieren, um dann leichter nach Überlebensraten selektionieren zu können!

Als Abschluss nochmals die Lehre aus dem oben geschriebenen: Damit das Imkern mit kl. Zellen funktioniert, muss ein Abstand von mind. 3km zu LC-völker eingehalten werden! Bei massivsten Varroa- eintrag, wie bei mir 2007, müßen auch SC-völker behandelt werden, sonst haben Sie keine Chance zu überleben! Der 3km-abstand war 2007 auch zu wenig!

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